Süß war gestern!
Unter diesem Motto tagte im Juni 2017 der erste Zuckerreduktionsgipfel in Berlin. Auf dem Speiseplan der Deutschen steht einfach zu viel Zucker!
Vor diesem Hintergrund lädt der AOK Bundesverband zum Zuckerreduktionsgipfel ein. Gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, Ärzten, Politik, Verbraucherschutz und Lebensmittelindustrie soll über den maßlosen Zuckerkonsum und die Reduzierung von zugesetztem Zucker diskutiert werden.
Wieviel konsumieren wir tatsächlich?
Ca. 90 Gramm Zucker konsumiert der Durchschnittsdeutsche am Tag. Betrachtet man diese Menge in Würfelzucker sind das ganze 30 Stück. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt dagegen höchstens 50 Gramm für Erwachsene und 25 Gramm für Kinder. In Würfelzucker sind das 16 für die Erwachsenen und 8 für die Kids.
Es gibt wohl durchaus Menschen, die sich bereits bis zur Mittagspause die Hälfte der empfohlenen Menge per Kaffee einflößen. Also jetzt nichts gegen die Zucker-im-Kaffee-Trinker. Das soll die von der WHO vorgeschlagene Menge pro Tag nur verdeutlichen. Ein anderes Beispiel wäre eine 0.5L Flasche Coca-Cola. Eine kühle Coca-Cola im Sommer. Das hat schon was! Nur sollte man sich bewusst machen, dass die Flasche nicht mal ausgetrunken werden sollte, falls man die Tagesdosis nicht überschreiten will.
Eine solche Flasche, und wir sprechen von einem halben Liter, enthält nämlich unfassbare 53 Gramm Zucker. Wir alle wissen, dass solche Getränke enorme Zuckerbomben sind. Nur wie sich allein eine einzelne Flasche auf den tatsächlichen Konsum pro Tag auswirkt, wird oft nicht bedacht. Es werden ja schließlich noch andere Lebensmittel über den Tag verteilt konsumiert. Nicht verwunderlich also, dass viele selbst den Durchschnitt weit überschreiten.
Die Industrie und der versteckte Zucker
In unfassbaren 80 Prozent aller Lebensmitteln in den Regalen der Supermärkte stecken Zuckerzusätze. Also wenn man dann mal Nahrungsmittel wie Gemüse, Mehl, Nüsse, Reis, Kartoffeln und ein paar wenige andere ausklammert, stellt man schnell fest, dass eigentlich alle von der Industrie bereitgestellten „Lebensmittel“ mit Zucker angereichert sind. Und genau hier liegt der Hund begraben. Und genau deshalb sind die Vertreter der Industrie, trotz Einladung, auch nicht zum Zuckergipfel erschienen. Tja, wer hätt´s gedacht.
Die Wirtschaftsmacht des Zuckers
Unsere Wirtschaft profitiert natürlich ungemein vom vielen Zucker. Er wird hemmungslos in den meisten Lebensmitteln versteckt, um die Geschmacksknospen der Verbraucher anzuregen. Gesundheitssystem und Lebensmittelindustrie verdienen damit Milliarden.
Die Leidtragenden sind dagegen die unwissende Bevölkerung und die Krankenkassen. Das soll zwar keinesfalls die immer wieder steigenden Beiträge der Krankenkassen rechtfertigen, doch die müssen die Folgen bezahlen. Während die Kassen nur mit Geld für diesen Wahnsinn bezahlen, tun wir das mit unserer Gesundheit. Präventionsmaßnahmen der Bundesregierung? Fehlanzeige. Warum auch. Es ist ein Milliardengeschäft!
Die Kosten für die Auswirkungen ernährungsbedingter Krankheiten belaufen sich auf schätzungsweise 70 Milliarden Euro jährlich. Allein die Behandlung von Diabetes verschlingt jährlich 35 Milliarden Euro an Versicherungsgeldern.
Der Zuckerreduktionsgipfel
Nun zeigt die AOK, auf ihrem einberufenen Gipfel für Zuckerreduktion, einige Strategien auf, um den Zuckerkonsum etwas einzudämmen. Doch wie kann das erreicht werden? Ein Ansatzpunkt wäre die Werbung. Für stark verarbeitete Lebensmittel der Industrie mit hohem Zuckergehalt wird Werbung eingeschränkt oder sogar verboten. Eine anderer wäre, die Industrie in die Pflicht zu nehmen, die Rezepturen für ihre Produkte zu ändern.
Weitere Möglichkeiten sind ein Ampelsystem einzuführen, das die Verbraucher auf den Zuckergehalt hinweist oder schlicht und einfach die Aufklärung der Bevölkerung. Wie wärs mit einer Zuckersteuer? Optionen gibt es zur Genüge. Doch zur Durchsetzung derartiger Maßnahmen bedarf es natürlich auch einem starken Willen. Und einer Interessengemeinschaft. Das Problem daran: Weder Bundesregierung noch Lebensmittelindustrie sind an solchen Kampagnen interessiert. Nicht zu vergessen natürlich die Landwirtschaftsverbände.
So äußert sich beispielsweise Günter Tissen (Hauptgeschäftsführer Verein der Zuckerindustrie) im ARD Interview:
Im Grunde ist es so, dass die Nahrungsmittelindustrie sehr deutlich gekennzeichnet hat auf allen ihren Produkten wo die Kalorien zu finden sind. Das ist in der Nährwerttabelle und das steht nicht umsonst an erster Stelle, weil es der wichtigste Aspekt ist.
Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rückwied hält zum Beispiel von einer staatlichen Regulierung überhaupt nichts:
Ich bin der Ansicht, dass unsere Verbraucher wirklich mündig sind und selbst entscheiden sollten was sie einkaufen und was sie essen.
Ansichtssache. Für diejenigen, die sich nicht intensiv mit Nahrungsmitteln beschäftigen, ist es häufig schwierig die Lebensmittel richtig einzuschätzen.
Fazit
Der Zuckerreduktionsgipfel war so zwar eine gute Idee, mit ernsthaften Konsequenzen ist aber in Zukunft eher nicht zu rechnen. Coca-Cola wird wohl weiterhin große Sportveranstaltungen sponsern und damit etliche Verbraucher unbewusst in die Irre führen. Es gilt wie so oft: Profit statt Gesundheit. Das ist traurig, aber leider wahr.
Was am Ende bleibt, war der Versuch einiger weniger, an die Verantwortlichen zu appellieren. Der Verbraucher muss sich bewusst machen, in welchen Lebensmitteln Zucker steckt und mit diesen verantwortungsvoll umgehen. Auch wir verzichten in unseren Rezepten weitgehend auf extra Zucker. So sind bei uns die Rezepte, in denen zunächst Zucker vermutet wird, mit dem „Tag“ OHNE ZUCKERZUSATZ gekennzeichnet.
In diesem Sinne: Was haltet Ihr vom Zuckerreduktionsgipfel und wie ist eure generelle Einstellung zu Zucker? Hinterlasst uns dazu gerne einen Kommentar mit eurer Meinung zum Thema :)