Immer wieder gibt es Berichte, Studien und Aussagen über die Kartoffel, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von giftig bis krebsheilend ist alles dabei. Doch was ist dran an den Behauptungen? Wir werfen einen Blick hinter die Knollenkulisse und beleuchten Vorurteile.
Gesund oder nicht?: Ein Überblick
Die so vielseitige und leckere Knolle die, so munkelt man, bereits Mitte des 17. Jahrhunderts den Weg nach Deutschland gefunden hat, findet heute in den unterschiedlichsten Varianten Verwendung. Ob Püree, Salzkartoffel, Kartoffelsalat, Bratkartoffel, Rösti, Chips, Pommes oder Puffer. Die Kartoffel macht überall eine gute Figur. Viele verschiedene Sorten stehen nach Geschmack und Kocheigenschaften zur Auswahl. Den Titel „Gemüse des Jahres“ bekam sie ebenfalls schon verliehen. Gerade in einer glutenfreien und pflanzenbasierten Ernährung spielt sie eine wichtige Rolle. Von den einen geliebt, von den anderen verachtet. Kartoffeln machen dick, verursachen hohen Blutdruck und sind giftig sagen sie.
Ist die Kritik berechtigt?
Der pro Kopf Konsum im Jahr lag 2015 bei ca. 58 kg. Verzehrt wurden davon fast 2/3 an Tiefkühlware, Fertigprodukten und Chips. Nur ein geringer Teil fand den Weg als Frischware in den Einkaufswagen. Ganz schön viel könnte man meinen. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Konsum im Jahre 1950 noch bei ca. 186 kg lag, sieht die heutige Statistik etwas blass aus. Übergewicht sowie Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten schnellen dagegen unaufhaltsam und dramatisch in die Höhe. Am Kartoffelkonsum wird das wegen der stark rückläufigen Tendenz wohl kaum liegen. Zugegeben ist dieser Vergleich etwas weit hergeholt. Jedoch liegen die Ursachen dieser Volkskrankheiten wohl eher an der McDonald´s, Knorr Fix und „Fleisch zu jeder Tageszeit“ Ernährung als an den unschuldigen Kartoffeln.
Sind sie nun gesund?
Der schlechte Ruf, der an den Erdäpfeln klebt wie glutenfreier Teig an den Händen, kommt daher wohl aus der Ecke der verarbeiteten Kartoffeln. In Form von frittierten Pommes und willkürlich mit Glutamat gewürzten Chips ist sie tatsächlich nicht gerade gesund. Die Knolle enthält im Vergleich zu anderen Beilagen wie Reis und Nudeln sogar die wenigsten Kalorien. Außerdem enthält sie die wichtigen Vitamine B & C und ist reich an Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium, Eisen, Zink und Phosphor. Carotinoide, die auch in vielen anderen bunten Gemüsen enthalten sind, sind ebenso in der Kartoffel zu finden. Diese Pflanzenpigmente können sogar im Kampf gegen Krebszellen, Übergewicht und Bluthochdruck helfen.
Und was ist mit dem Gift?
Die Kartoffel ist giftig. Eine weitere Schlagzeile, mit der die Kartoffel bedauerlicherweise kämpft. Die ist so zwar richtig, aber etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Leider wird auf diese Art und Weise gerne berichtet. Große Überschriften, schockierende Bilder, Expertenmeinungen und fesselnde Texte. Gespickt mit etwas Unwahrheit und Auslegungsspielraum und fertig ist die Schlagzeile. Die Kartoffel ist giftig hat daher die gleiche Aussagekraft wie Überschriften aus der Kiste „Sport ist Mord“ und „Rauchen macht schlank“.
Sie ist giftig, ja. Die tolle Knolle wehrt sich nämlich mit natürlichen Giften gegen Schädlinge und Fressfeinde, genau wie andere Pflanzen auch. Die Kartoffelpflanze enthält also giftige Teile und das sollte erwähnt und insbesondere bei Kleinkindern beachtet werden. Die Gifte, so genannte Alkaloide, befinden sich aber hauptsächlich in der Schale. Im Falle der Kartoffel ist es das Solanin, das sich besonders bei lange oder falsch gelagerten, bereits gekeimten, an den Augen und an grün gefärbten Stellen anreichert. Auch in anderen Nachtschattengewächsen wie Tomate oder Paprika ist dieses Gift in Spuren enthalten. Wer die Knollen allerdings dunkel und trocken lagert, die Schale sowie Keime und grüne Stellen gründlich entfernt, ist auf der sicheren Seite. Auf Stark gekeimte und rohe Kartoffeln sollte allerdings verzichtet werden. Junge Kartoffeln mit dünner Schale, die nicht gekeimt oder verfärbt sind, können dagegen auch mit Schale bedenkenlos verzehrt werden.
Wie bei allen anderen Lebensmitteln gilt hier also das Motto: Die Menge macht das Gift. Auch Kaffee und Leitungswasser ist in den entsprechenden Mengen giftig. Kartoffeln sind hier keine Ausnahme. Sie sind allerdings nicht grundsätzlich giftig, machen dick und erhöhen den Blutdruck. Vielmehr ist die tolle Knolle das ganz wundervolle Grundnahrungsmittel, das wir vor einigen hundert Jahren schätzen und lieben gelernt haben.
Wer jetzt Lust auf Kartoffeln bekommen hat, findet unter dem Tag Kartoffeln übrigens alle unsere köstlichen Kartoffelrezepte :) !
Was haltet Ihr von den goldenen Erdäpfeln? Seid Ihr Kartoffelfans oder mögt Ihr sie eher nicht? Hinterlasst uns einen Kommentar mit euren Erfahrungen, Fragen oder Lieblingsgerichten rund ums Thema Kartoffeln :)